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Alkohol als Urlaubskrönung

Endlich ist der Sommer da, Reisen ist mehr oder weniger wieder möglich und die Biergärten sind wieder geöffnet.

Viele freuen sich auf ihren Urlaub nach dieser entbehrungsreichen Zeit, wollen wieder eintauchen in die Welt des Spaßes, der Abenteuer und des Genusses. Da entstehen vor dem inneren Auge Bilder vom Cocktail am Strand, vom Weißwein zum Essen unter freiem Himmel, vom Bier auf der Party. Alkohol ist ganz fest verknüpft mit Urlaub, Freizeit, Erholung, es sich gut gehen lassen. Als wenn Alkohol einem schönen Moment noch die Krone aufsetzt, es rund macht, das Sahnehäubchen oben drauf setzt.

 

Naja, also, ich erinnere mich an einen Urlaub in Italien: Mein damaliger Freund und ich durchquerten das Land mit seinem Bus. An einem Abend kamen wir nicht durch ein Dorf durch, weil dort mitten auf der Straße Tische und Bänke aufgestellt waren und die Dorfbewohner dort offensichtlich ein Fest feierten. Wir konnten das Dorf auch nicht umfahren, also pausierten wir dort und beobachteten das Dorftreiben von der Terrasse einer eines Lokals und genossen das italienische Flair mit viel rotem Hauswein. Ich gebe zu, ein idyllisches Bild und eine schöne Erinnerung.

 

Am nächsten Morgen ging es weiter zu den Thermalquellen von Saturnia. Das schwefelhaltige Wasser dort ist von Natur aus 37°C warm. Aus der Quelle ergießt sich das salzhaltige Thermalwasser in verschiedene natürliche Sinterbecken, die hellblau leuchten. Am Rande der Quelle steht eine alte Mühle, kleine Wasserfälle plätschern und Dampf steigt aus den Becken auf. Schon seit 3000 Jahren genießen Menschen hier die gesundheitsfördernde Wirkung des Quellwassers und die bezaubernde toskanische Kulisse...

 

Tja, dummerweise hat der Hauswein vom Abend vorher seine Spuren hinterlassen: Mein Schädel brummte, ich hatte unfassbare Kopfschmerzen und die Hitze war für mich kaum zu ertragen. Meine Alkoholdepression, die mich immer an verkaterten Tagen heimsuchte, verursachte Heimweh. Der Schwefelgeruch ließ mich fast übergeben. Die Stimmung zwischen mir und meinem Ex-Freund war angespannt.

 

Ich ärgere mich so sehr, dass ich diesen wunderschönen Ort nicht genießen konnte. Mit Erholung, Genuss und Spaß hatte das nun wirklich nichts mehr zu tun! Und wenn ich es mir recht überlege, fallen mir noch weitere Ereignisse ein, in denen ich mir Urlaubstage wegen Alkohol echt versaut habe.

 

Hätte ich nicht die Idylle des vorherigen abends auch ohne Alkohol „genießen“ können? Wäre der Abend dann weniger schön verlaufen oder weniger erinnerungswürdig gewesen? Ohne Kater hätte ich den Tag in Saturnia wirklich genießen und aufmerksam wahrnehmen können ohne Herz- und Kopfschmerz, und es wäre noch eine weitere schöne Erinnerung geworden.

 

Alkohol suggeriert uns Genuss, und dass er den Tag perfekt machen würde – das ist eine Illusion. Alkohol beraubt uns ganz vieler Genüsse.

 

Vielleicht bekomme ich im Leben nochmal die Gelegenheit nach Saturnia zu reisen. Dann möchte ich dieses Naturerlebnis klar und nüchtern, mit all meinen Sinnen intensiv und wahrhaftig erfahren. So wie ich das ganze Leben nun intensiv und wahrhaftig erfahren möchte! 

 

Corinna

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 Michael Weiger  /  ex&hopp - Alkoholfrei-Challenge